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Das NIL

Unsere Geschichte
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Die Geschichte des Café Nil

von Thomas Winzker

Als im April 1988 die Ära der Herrensauna in der Türkenstraße zu Ende ging, hatte es ein Gutes: Manfred und Thomas, die Betreiber der Sauna, fassten den Entschluss, die Stadt um ein Lokal zu bereichern, in dem sich Gäste jedweglichen Geschlechts, Alters, Nationalität und sonstiger Couleur willkommen fühlen sollten.

1989 bis 2001

Sie machten sie sich auf die Suche nach dem geeigneten Objekt und wurden fündig im Glockenbachviertel, dem Mittelpunkt von Münchens queerem Leben. Dort, in der Hans-Sachs-Straße, befand sich ein Animier-Relikt aus Zeiten, als die Gegend noch Rotlichtviertel war: die damals bekannte Fernadel-Bar, die keinerlei Einblick ins verruchte Demimonde-Innere gewähren wollte. Genau das aber wollte Manfred für die Zukunft ändern: Durch die großen Schaufenster sollte in sein Lokal jeder reinschauen können, sehen können, was drinnen in seiner bunten Welt so alles los war. Schluss mit bis dato üblichem schamhaftem Versteckspiel: Manfreds Lokal sollte offen in eine neue Zeit weisen.

Auf einer Fahrt mit einem vertrauten Freund nach Amsterdam kam dann die Idee, wie die Bar heißen sollte. Kurz, prägnant, einprägsam sollte der Name sein, und international wiedererkennbar: Das „Nil“ war aus der Taufe gehoben, und Reminiszenzen an den mächtigen Strom sollte der Kolonialstil des britischen Protektorats Ägyptens bieten: Thonet-Stühle, Kaffeehaustische, Holzjalousien, gekalktes Holz, Jugendstil-Spiegel à la Macintosh, ergänzt durch ein gewaltiges farbenfrohes Wandbild des renommierten US-Künstlers David Bennett. Zum Markenzeichen der Bar aber wurde die weitgeschwungene U-förmige Theke im Zentrum der Bar - mit hohem Flirtfaktor, weil die Gäste einander direkt gegenüber sitzen konnten. Und das taten sie sogleich und sehr gerne, als sich am 1. Juni 1989 erstmals die Türen öffneten ...

… und das „Nil“ zum place to be der gay world wurde – mit Gästen aus München und der ganzen Welt. Was wohl auch daran gelegen haben mag, dass Manfred in London, Paris, Köln und München gelernt hatte, und Internationalität für ihn eine Selbstverständlichkeit war.


2002 bis 2007

Doch dann, nach 12 Jahren florierenden Geschäfts, war es wieder an der Zeit für Änderungen, als Manfred und Thomas sich entschlossen, ihren Lebensmittelpunkt zu verlegen – der Grund dafür, das „Nil“ ab Februar 2002 zu verpachten. Die Wahl fiel auf den erfahrenen Wirt Armin, der versprach, das Konzept in Manfreds Sinn unverändert weiterzuführen ... bis im Herbst 2007 wieder ein neues „Nil“-Kapitel aufgeschlagen wurde ...

1996 - 2005

1996 Nikolausfeier, 2000 Hans-Sachs-Straßenfest, 2001 Straßenfest Oberanger, 2002 CSD Marienplatz, 2003 Fasching, 2004 15-Jahre Nil, 2005 Fasching


2008 bis 2009

… kam es doch ab 2008 zu einem kurzen Intermezzo mit einem Wirt, der dem Lokal eine strikte Verjüngungskur verordnete: Ein neues, sehr junges Publikum sollte her. Dazu wurde das „Nil“ in „Glocke & Bach“ umgetauft und im trendigen shabby chic umgestylt. Zudem wurde die Theke aus der Mitte verbannt und verkleinert und zu einer Spiegelwand hin konstruiert - ein unverzeihlicher Fehler, wie die sinkende Gästeakzeptanz bald zeigen sollte...


ab 2010

Eine rasche Entscheidung wurde getroffen, eine umwälzende Änderung folgte - ausgelöst durch einen persönlichen Schicksalsschlag: den Tod von Manfreds Thomas. Manfred brauchte trotz seiner mittlerweile 70 Jahre eine neue Lebensaufgabe, genauso wie sein Lokal eine neue Ausrichtung. Er besann sich auf das alte Erfolgsrezept des „Nil“, holte sich Basti als Verstärkung in die Geschäftsführung und wollte mit dem „neuen Nil“ einen Neuanfang wagen.

Baustelle 2009

Dazu wurden die Räumlichkeiten entkernt und erweitert, Wände eingerissen und mehrere Schichten von Decken aus jahrzehntelangen Umbauten entfernt. Die Theke rückte, zusätzlich vergrößert, zurück in den Mittelpunkt, eine Klimaanlage wurde montiert, ebenso wie eine Lichtanlage mit endlos vielen Farbnuancen. Wichtigste Veränderung aber war die stilistische Umorientierung, die den Namen Nil erklären sollte. Die Idee vom Ägypten der Antike war geboren, weshalb sich das Farbkonzept auch am Schmuck der Pharaonen orientierte, Gold, Lapislazuli, Karneol und Türkis. Blickfang wurde die goldene Ra-Sonnenscheibe vor orangerotem Hintergrund, eine Säule in Form einer Lotusknospe erhebt sich über der Theke, deren Kehlung bemalt ist mit Graffiti, wie sie in Königsgräbern zu finden sind, die sandfarbenen Wände zieren historische Fotografien von Pyramiden und Palmen, sowie als Hommage an das „alte Nil“ das Wandbild von David Bennett in verkleinertem Format.

Am 29. April 2010 war es dann endlich soweit: Schon am Nachmittag strömten die Gäste erwartungsvoll herbei und sammelten sich zuhauf, bis schließlich die Polizei das Treiben, das in ein veritables Straßenfest ausartete, in seine Schranken weisen musste. Manfred ließ man hochleben, er wurde bejubelt und beklatscht, und die Gäste, darunter viele, die sich lange nicht mehr gesehen hatten, lagen sich in den Armen: Endlich hatten sie ihr Wohnzimmer wieder!

ab 2020

Ein ganzes Jahrzehnt hatte das „neue Nil“ nun schon hinter sich, beliebt wie eh und je. Was auch Geschäftsführer Basti zu verdanken ist, der Manfreds große Fußstapfen mit ganz eigenen Vorstellungen füllt. Die Zukunft des „Nil“ zu sichern, war und ist stets Manfreds Wunsch. Und Basti hat die Herausforderung angenommen.

Neueröffnung 2010